Wissenswertes zur Steirische Harmonika

Die Steirische Harmonika wird als ursprüngliches Instrument aller Akkordeontypen angesehen. Der Orgel- und Klavierbauer Cyrill Demian aus Wien hat im Jahr 1829 ein Patent für ein "Accordion" angemeldet, aus dem die Entwicklung des Instrumentes dann weiter ging. Dieses erste "Accordion" wurde damals im Liegen gespielt.
Inzwischen gibt es viele Handzuginstrumente, wie das Akkordeon mit der Klaviertastatur, das Knopfakkordeon, die gleichtönige und wechseltönige Konzertina, die diatonische Wiener Harmonika, die diatonische Steirische Harmonika, das diatonische Bandoneon und andere. Wobei das erste Bandoneon bereits 1849 vom Instrumentenbauer Carl Zimmermann aus Carlsfeld im Erzgebirge gebaut wurde. Es ist ein sehr gefragtes Instrument unter anderen beim argentinischen Tango.

Wiener HarmonikaBandoneonSteirische Harmonika 4-reihig

Die Steirische Harmonika wird überwiegend in Österreich, Slowenien, Südtirol, Tschechien und zunehmend auch in Deutschland gespielt.
Der Name Steirische Harmonika hat nichts mit der Steiermark zu tun. Sie wurde überwiegend zum Spielen von alpenländischer Musik verwendet. In Wien, wo diese Harmonika letztendlich ihren Ursprung hat, wurde alpenländische oder ländliche Musik auch "Steirische" genannt. So ist die Steirische Harmonika also ein Instrument zum Spielen von steirischer, ländlicher oder alpenländischer Musik. In der heutigen Zeit werden je nach Möglichkeit inzwischen auch moderne Stücken auf dieser Harmonika gespielt. So zum Beispiel von Herbert Pixner, Hubert von Goisern, Andreas Gabalier und anderen.
Je nach Region werden für die Steirische Harmonika auch weitere Namen wie Quetschn, Ziach, Ziacha, Zugin oder Ziachorgel verwendet.

Die Steirische Harmonika besteht überwiegend aus dem Diskantteil mit Knöpfen, dem Balg und dem Bassteil ebenfalls mit Knöpfen. Es ist ein diatonisches Instrument, was bedeutet, dass beim Drücken eines Knopfes im Diskant oder Bass ein Ton erklingt und beim Ziehen des Balges ein anderer Ton zu hören ist. Ausnahmen machen hier nur die wenigen sogenannten Gleichtöne.

Steirische Harmonika 5-reihig

Im Diskantbereich sind 3, 4 oder seltener auch 5 Reihen üblich. Jede Reihe ist einer bestimmten Tonart zugeordnet. Entsprechend der Tonarten ist natürlich dann auch der Bassteil ausgestattet. Die gebräuchlichen Stimmungen sind bei 4-reihigen Harmonikas die Dur-Arten G-C-F-B, B-Es-As-Des, F-B-E-As, A-D-G-C oder H-E-A-D. Je nach Kundenwunsch kann eine Steirische Harmonika mit jeglichen Tonarten hergestellt werden.

Neben den Stimmungen der Harmonika gibt es unterschiedliche Schwebungen auch Tremolo genannt. Hierbei sind für einen Ton 2 oder meist 3 Stimmplattensätze (3-chörig) verbaut, wobei bei einem Stimmplattensatz eine Stimmplatte genau gestimmt, die 2. Stimmplatte leicht nach oben und die 3. Stimmplatte leicht nach unten verstimmt wird. Die Stärke der Verstimmung ergibt dann eine flache, eine mittlere oder eine traditionelle Schwebung. Bei der traditionellen Schwebung sind die Teiltöne am weiteste entfernt gestimmt.

Die Bässe der Steirischen Harmonika haben einen besonderen Klang durch ihre verbauten Helikonbässe mit größeren Stimmplatten. Es wird unterschieden zwischen doppelten und einfachen Helikonbässen. Die Helikonbässe sind meist eine Oktave tiefer gestimmt als die Bässe, die beispielsweise beim Akkordeon verbaut sind.
Der Balg des Instrumentes dient zur Erzeugung des Luftstroms, der je nach Zug oder Druck durch die Stimmplatten strömt und so den Ton erzeugt.

Muster eines Balgdesigns einer Steirischen Harmonika

Der Balg muss beweglich, dicht und geräuschlos arbeiten. Er besteht überwiegend aus Karton, Schafleder, metallene Eckenschoner und unterschiedlichem Design.

Es gibt sehr viele Ausführungen von Harmonikas, so kann die bereits erwähnte Stimmung variieren. Auch weitere Merkmale wie Halbtöne im Diskantbereich, Mollbässe auf Zug oder Druck, einen H-Bass, einen X-Bass und weitere spielen eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund werden viele Harmonikas nach Kundenwunsch angefertigt.
Da das Notenspiel durch die diatonische Spielweise nicht ganz einfach zu spielen ist, wurde hierfür eine spezielle Griffschrift entwickelt. Die meisten Harmonikaspieler erlernen das Spielen jedoch ohne jegliche Noten. Gerade in der heutigen Internetzeit werden zunehmend durch spezielle Musikschulen Lernvideos im Internet zur Verfügung gestellt, die dann die Grundlage für das Lernen von einzelnen Musikstücken bildet. Hierfür muss natürlich im Kopf des Musikers für jedes Musikstück einiges abgespeichert werden. Das auswendige Spielen hat auch den Vorteil, dass zu jeder Gelegenheit stimmungsvoll gespielt werden kann, auch wenn keine Noten zur Verfügung stehen. Es heißt dann Auspacken und Loslegen.
Der Korpus besteht bei einem hochwertigen Instrument aus Massivholz oder Mehrschichtholz, welches mit den unterschiedlichsten Holzoberflächen furniert ist. Alle Harmonikas sind meist mit sehr schönen Metallabdeckungen und Metalldekorborden und -kannten verziert. Es steckt in jeder Harmonika sehr viel Handarbeit, die sich letztendlich auch im Preis niederschlägt.
Wer jedoch einmal dieses Instrument zum Erklingen gebracht hat, möchte es nicht mehr missen, egal ob es in den eigenen vier Wänden oder in der Öffentlichkeit gespielt wird.

In eine Harmonika kann ein Mikrophonsystem für Diskant und /oder Bass verbaut werden. Eine weitere Möglichkeit besteht im Verbauen von einem Bass- oder Vollmidisystem. Hier können nach Belieben diverse Instrumente digital hinzugeschaltet werden, was den Sound einer kleinen Band zum Ausdruck bringt.

Steirische Harmonika mit eingebauten Mikrofonsystem Steirische Harmonika Beispiel eines Displays eines Midi-Systems

Neben den traditionellen Harmonikas gibt es inzwischen rein digitale Ausführungen, die keine Stimmzungen mehr benötigen. Die Töne werden alle digital erzeugt. Ein Vorteil dieser Instrumente besteht darin, dass alle möglichen Tonarten eingestellt und gespielt werden können. Ob das Spielen mit einer traditionell aufgebauten Steirischen Harmonika oder einer digitalen Harmonika erfolgt, ist wohl letztendlich Geschmackssache des Musikanten.

Erwähnt werden soll an dieser Stelle noch, dass es auch selbstspielende Harmonikas gibt, bei denen der Musizierende vorgibt, er kann spielen, was aber nicht unbedingt der Fall sein muss. Der Stimmung zu einer Feierlichkeit tut das wahrscheinlich keinen Abbruch. Da es eine Musikerehre gibt, braucht ein echter Musiker jedoch auch ein echtes Intrument.